Vågan and Kabelvåg
Vågan und Kabelvåg

Lofoten
Die Lofotinseln

Finnesset in Vågan
Finnesset in Vågan

Vågan Church
Kirche von Vågan

Heiligenfigur
Heiligenfigur aus der
Kirche von Alstahaug


Altarschrein
Altarschrein aus dem
15. Jahrhundert


Northern cargoboats
Nordlandsküstensegler

Vågen in Bergen 1827
Vågen in Bergen 1827
Die Hanseaten und der Nordlandhandel

Im Hochmittealter wurden alljährlich im Sommer in Vågan auf den Lofotinseln Handelsmessen abgehalten. Hierher kamen nordnorwegische Fischer mit ihrem Stockfisch, den sie an Händler aus Bergen und Trondheim verkauften. Diese Kaufleute führten wiederum Waren mit sich, die die Fischer gegen ihre Fischereiprodukte eintauschten. Nach der Pestepidemie verlor Vågan seine zentrale Stellung im Handel und entwickelte sich zu einer herkömmlichen nordnorwegischen Fischersiedlung. Auch die spätmittelalterliche Wirtschaftskrise dezimierte die Zahl der ohnehin wenigen nordnorwegischen Kaufmannsbürger drastisch. Um 1350 begannen die Fischer, den Stockfisch selbst nach Bergen zu transportieren. Die deutschen Hanseaten in Bergen waren damals im Begriff, die Getreidelieferung nach Nordnorwegen zu monopolisieren. So entwickelte sich eine Warenaustauschbeziehung zwischen den Deutschen auf der "Brygge" in der größten norwegischen Stadt dieser Zeit und den nordnorwegischen Bauernfischern. Der Handel ging in erster Linie so vor sich, dass die Fischer aus dem Norden zur Messezeit im Sommer mit ihren Küstenseglern nach Bergen kamen und dort Kabeljau, Tran und Lederprodukte gegen lebensnotwendige Waren wie Getreide, Mehl und Bier eintauschten.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfuhr der Stockfisch eine deutliche Preissteigerung. Um die Interessen der Kaufleute in dem einträglichen Stockfischgeschäft zu sichern, organisierten die Deutschen sich und richteten um 1360 das Hansekontor in Bergen ein. Der zunehmende Zusammenhalt der sogenannten wendischen Ostseestädte mit Lübeck an der Spitze ist einer der Gründe dafür, dass der norwegische Außenhandel in den folgenden zweihundert Jahren von den Hanseaten beherrscht wurde. Eine professionelle Handelsorganisation und Kapitalkraft sind kennzeichnend für das Kontor. Tausende von Deutschen übernahmen in Bergen Bürgerhäuser und Lagerhäuser an der Wasserkante ("Bryggen") und ließen sich dort nieder. Hier organisierten sie auch ihre typischen Handwerkergilden. Für Nordnorwegen führte die Hansezeit eine Internationalisierung der Küstenwirtschaft und damit auch die Entstehung der charakteristischen Fischersiedlungen von Vesterålen bis nach Varanger mit sich.

Die Hanseaten stärkten ihre Position im Nordlandhandel durch die Bewilligung von Krediten. In der Praxis handelte es sich dabei um Vorschüsse, die die nordnorwegischen Lieferanten in Form von Naturalien erhielten. Die Fischer bekamen Mehl, Tuch, Bier und Geräte gegen das Versprechen, im nächsten Jahr eine bestimmte Menge Fisch zu liefern. Damit sicherten sich die Kaufleute eine regelmässige Versorgung mit Stockfisch und anderen Fischprodukten und konnten so fast den gesamten Umsatz von Fisch aus Nordnorwegen an sich binden. Für die Bauernfischer bedeutete das Darlehen, dass jeder "seinem" hanseatischen Kaufmann wirtschaftlich verpflichtet war. Das Kreditsystem der Deutschen wurde daher auch "Nordfahrerschulden" genannt. Für die Entwicklung der nordnorwegischen Küstenwirtschaft im Spätmittelalter war die Position der Hanseaten im Nordlandhandel günstig, selbst wenn man in einigen Fällen von einer wirtschaftlichen Ausbeutung der armen Fischer sprechen kann.

Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stellten die Hanseaten einen wichtigen wirtschaftlichen und politischen Machtfaktor in Norwegen dar. Ihre effektive Organisation erweiterte den europäischen Markt für Stockfisch, hemmte aber gleichzeitig die Entwicklung eines eigenständigen norwegischen Handelsstandes. Große Teile des Handelsüberschusses gingen damals außer Landes. Das Verhältnis zwischen der norwegischen Krone und den deutschen Hansestädten war bisweilen problematisch und bildete bis zur frühen Neuzeit einen zentralen Konfliktstoff in der norwegischen und skandinavischen Polititik. Die wirtschaftliche Position der Deutschen führte auch kulturelle Einflüsse und Kontakte mit sich, und die volkstümliche Küstenkultur erhielt Impulse von außen. Die zahlreichen Kirchen und Kapellen, die an der nordnorwegischen Küste errichtet wurden, ließen sich häufig ihre Ausschmückung in Form von Altarschreinen und Kanzeln aus Norddeutschland kommen. "Hansekunst" und "Lübecker Arbeiten" wurden so zu gängigen Begriffen. Leider ist ein großer Teil dieser reichhaltigen Kirchenkunst im Jahrhundert nach der Reformation von 1537 verschollen.

Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts verlor das deutsche Hansekontor seine Vormachtstellung im norwegischen Außenhandel. 1766, als die letzten deutschen Handelshäuser in norwegische Hände übergingen, wurde das Kontor aufgelöst. Diese Entwicklung hängt damit zusammen, dass im Laufe des 16. Jahrhunderts ein eigenständiger norwegischer Handelsstand herangewachsen war, der von der dänisch-norwegischen Obrigkeit mit Privilegien unterstützt wurde. Anstelle der Norddeutschen wurde das Bürgertum aus Bergen, Trondheim und teilweise aus Kopenhagen immer stärker in den Handel mit Fisch aus dem Norden einbezogen.

top

   © Universitätsbibliothek Tromsö - 1999.
Die Nordlichtroute gehört zu den Kulturpfaden des Europarats. Diese Kulturpfade sind als Einladung an Europäer zu verstehen, ihre gemeinsame Identität zu erwandern und die Orte aufzusuchen, an denen die europäische Einheit, aber auch ihre Vielfalt ihren Ursprung haben.
nblogo