Lappenzelt mit Rudern


Eine Samefamilie im Zelt


Eine Gruppe von Lappen
beim Teilen einer Pfeife



Schier der Lappen


Lappenkinder, die Milch
von einem Rentier saugen
Knud Leem
(1696-1774)

Der Norweger Knud Leem ist der hervorragendste Kenner samischer Sprache und Kultur im 18. Jahrhundert. Auf Betreiben Thomas von Westens (1683-1727) kam Leem 1725 als Missionar nach Finnmark und sammelte bis 1734 als Pfarrer in Talvik und Alta ein umfangreiches ethnologisches Material über die samische Bevölkerung. Seine Beobachtungen und persönlichen Erlebnisse in Bezug auf Verhalten, Lebensumstände und Mentalität der Samen sind unter dem Titel Beskrivelse over Finmarkens Lapper, deres Tungemaal, Levemaade og forrige afgudsdyrkelse nieder geschrieben. Die Schrift kam 1767 in Kopenhagen heraus, wobei der dänische Text mit einem lateinischen Begleittext versehen war. Ein Auszug in deutscher Sprache erschien 1771 in Leipzig ("Knud Leems Nachrichten von den Lappen in Finmarken: ihrer Sprache, Sitten, Gebräuche, und ehemaligen heidnischen Religion" mit Anmerkungen von J.E. Gunner), ein weiterer in englischer Sprache in London (An Account of the Laplanders of Finmark, their Language, Manners, and Religion, Bd. 1 in der Reihe "A general collection of the best and most interesting voyages and travels in all parts of the world", 1808 - 1814, Hrsg. John Pinkerton).

Die Beschreibung der Samen in Finnmark besteht aus 23 Kapiteln und 100 Kupferstichen, die eine Vielzahl von Momenten abdeckt: u. a. Rentierzucht, Herkunft, Sprache, Tracht, Hochzeitssitten, Krankheit und Naturreligion. Diese bedeutende und umfassende Schilderung der nordnorwegischen Urbevölkerung gilt als ein weit redlicheres Werk als Schefferus' Lapponia von 1673. Während Schefferus sich auf Berichte aus zweiter Hand berief, stützt sich Leems Arbeit auf eigene Feldstudien. Das Erscheinen des Werks erweckte großes Aufsehen und zählt auch heute noch zu den wichtigsten ethnographischen Quellenschriften über die Samen. Leems Darstellung zeigt deutliche Einflüsse sowohl von pietistischem als auch von aufklärerischem Gedankengut. Seine Popularität steht in Verbindung mit der für das 18. Jahrhundert typischen Neugier und dem Interesse an Schilderungen weniger bekannter Regionen und Völker Europas.

Knud Leem verfolgte mit seinem Werk zum Einen die Absicht, Lebensart und Denkweise der Samen wahrhaft und ausführlich zu beschreiben. Zum Anderen wollte er einige fehlerhafte Aussagen aus dem Buch Schefferus' richtigstellen und außerdem dessen Darstellung aus schwedisch Lappland ergänzen, indem er die samische Bevölkerung Finnmarks in den Mittelpunkt stellte. Und zum Dritten wollte Leem die zahlreichen Phantasieauswüchse berichtigen, die er in la Martiniéres Buch Voyage des pais septentrionaux (Paris 1671) vorgefunden hatte. La Martiniéres "findet Gefallen am Fabulieren" heißt es im Vorwort bei Leem, der sich besonders darüber ereiferte, dass der Franzose geschrieben hatte, alle in Nordnorwegen betrieben schwarze Magie.

Während seines Aufenthalts in Finnmark soll Leem der samischen Eigenart großes Verständnis und Respekt entgegen gebracht haben. Er kleidete sich selbst in samischer Tracht, sprach samisch und wurde von der Bevölkerung hoch verehrt.

Von 1752 bis zu seinem Tod 1774 war Knud Leem Professor für samische Sprache, "docens linguae lapponicae", am Seminarium Lapponicum in Trondheim. Wenn auch die Beschreibung der Samen in Finnmark als sein Hauptwerk gilt, ist Leem ebenso für seine Studien in samischer Sprachlehre und Grammatik bekannt.

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Die Nordlichtroute gehört zu den Kulturpfaden des Europarats. Diese Kulturpfade sind als Einladung an Europäer zu verstehen, ihre gemeinsame Identität zu erwandern und die Orte aufzusuchen, an denen die europäische Einheit, aber auch ihre Vielfalt ihren Ursprung haben.
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