Lapponia
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Götterverehrung der Samen
Götterverehrung
der Samen


Zaubertrommel der Samen
Zaubertrommel
der Samen


Schamanismus
Schamanismus

Samisches Zelt
Ein samisches Zelt
Johannes Schefferus
(1621 - 1679)

Kristina Augusta (1626-1689) war von 1632 bis zu ihrer Abdankung 1654 Königin von Schweden. Sie setzte Schweden auf die intellektuelle Karte Europas, indem sie eine Reihe von ausländischen Wissenschaftlern einlud, sich im Land niederzulassen. Zu diesen gehörte Johannes Schefferus, der 1648 aus Straßburg nach Schweden kam. Er folgte einem Ruf an die Universität Uppsala als Professor für Rhetorik und Politik. In dieser Eigenschaft bildete er zukünftige Regierungsbeamte und Diplomaten für den auswärtigen Dienst Schwedens aus. Schefferus hatte eine beeindruckende Arbeitskapazität und außergewöhnliche intellektuelle Fähigkeiten. Er beherrschte nicht nur seine Fächer Rhetorik und Politik, sondern gilt auch als der erste Philologe Schwedens, und darüber hinaus wird er als Vater der schwedischen Literaturgeschichte angesehen. Schließlich bekleidete er einen weiteren Lehrstuhl für Natur- und internationales Recht. Sein postumer Ruf steht in erster Linie in Zusammenhang mit der Arbeit an seinem Manuskript Lapponia -ein Buch, das er selbst als neue und wahrhaftige Beurteilung Lapplands und seiner Menschen bezeichnet.

Die lateinische Originalausgabe des Werks kam Ende 1673 in Frankfurt am Main heraus. Bald folgten englische, deutsche, französische und niederländische Übersetzungen. 1956 schließlich, fast 300 Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe, wurde Lapponia in schwedischer Sprache unter dem Titel Lappland publiziert. Es muss betont werden, dass vor Herausgabe der Schriften Schefferus' die samische Bevölkerung ein mythenverschleiertes Dasein führte. Sein Manuskript ist daher als Pionierarbeit anzusehen; man hat es sogar als einen der großen Klassiker der Weltliteratur bezeichnet.

Schefferus' Monographie über Lappland ist die erste umfassende Schilderung des samischen Volkes. Im Gegensatz zu vielen anderen topographischen und ethnographischen Beschreibungen der frühen Neuzeit sind die 35 Kapitel von Lapponia auf Berichte von Pfarrern in Schwedisch-Lappland aufgebaut, die an den Autor weitergeleitet wurden. Diese Briefe wurden auch die "Geistlichkeits-Korrespondenz" genannt. Die Kapitel decken so verschiedene Themen wie Herkunft, Sprache, Wohnung, Kleidung, Kunsthandwerk, Geschlechterrollen, Jagd, Kindererziehung und heidnische Religion der Samen ab; hinzu kommen Kapitel über Metalle, Pflanzen- und Tierwelt in Nordschweden.

Den Auftrag, eine ausführliche Beschreibung der samischen Bevölkerung abzuliefern, erhielt Schefferus vom schwedischen Reichskanzler Magnus De La Gardie. Anlass der Bestellung war das Bedürfnis, böswilliger ausländischer Propaganda sachliche Information entgegen zu stellen. Besonders in Deutschland kursierte auf Flugblättern die Behauptung, Schweden habe mithilfe samischen Zaubers Siege auf dem Schlachtfeld errungen. Solche Gerüchte galten mindestens als verleumderische Angriffe auf die Ehre Schwedens und auf seine Fähigkeit, für das Wohlergehen seiner Bewohner zu sorgen. Der Auftrag ging dahin, Unwahrheiten und Zweideutigkeiten dieser Art, die im Ausland zirkulierten, zu widerlegen, und dies sollte durch eine wahrheitsgetreue Schilderung der samischen Bevölkerung und ihrer Lebensbedingungen geschehen.

Obgleich der Autor in seiner Darstellung eine kritische Objektivität angestrebt hatte, trug Lapponia dazu bei, vorgefasste Meinungen über Zauberei in Lappland noch zu bestätigen. Überarbeitete und gekürzte Fassungen des Werks erschienen sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland; in diesen Ausgaben rückte man den exotischen Charakter der religiösen Praktiken der Samen in den Brennpunkt. Die Kapitel über Lebensbedingungen, Topographie und Umgebung waren gestrichen und durch Kapitel über Zauberei, Magie, Runentrommeln und heidnische Bräuche ersetzt worden. Diese Bände waren außerdem mit Kupferstichen bebildert, die den diabolischen Charakter des samischen Schamanismus unterstreichen sollten. Das führte dazu, dass Lapponia die Mythen, die die nordische Urbevölkerung umgaben, weiter verstärkte.

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   © Universitätsbibliothek Tromsö - 1999.
Die Nordlichtroute gehört zu den Kulturpfaden des Europarats. Diese Kulturpfade sind als Einladung an Europäer zu verstehen, ihre gemeinsame Identität zu erwandern und die Orte aufzusuchen, an denen die europäische Einheit, aber auch ihre Vielfalt ihren Ursprung haben.
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