Die Sitten der
Lappländer



Samischer
Schamanismus



Naturverehrung
bei den Samen



Götzenverehrung


Figuren auf einer
samischen
Zaubertrommel
Vorstellungen über samische Zauberkunst

In der frühen Neuzeit waren es drei Aspekte der samischen Magie, die gelehrte Europäer besonders beschäftigten. Zum einen waren die Samen dafür bekannt, weissagen zu können. Die Eigenschaft der nordischen Urbevölkerung, zukünftige Ereignisse voraussagen zu können, ist bereits aus der Zeit, als die Sagas niedergeschrieben wurden, überliefert. Nach dem altem norwegischen Gesetz war es verboten, Lappen in Finnmark aufzusuchen, um sich von ihnen weissagen zu lassen.

Eng mit der Weissagekunst der Samen verbunden waren ihre Fähigkeiten als Nachrichtenvermittler. Durch den Gebrauch einer Runentrommel oder andere Rituale konnte sich der samische Schamane (Noiade) in Trance versetzen. In diesem Zustand besuchte sein Geist weit entfernte Orte. Wenn er nach dieser seelischen Reise erwachte, konnte er seinem Auftraggeber erzählen, was sein Geist dort wo er gewesen war erfahren hatte. Die christliche, dämonologische Auffassung über den samischen Schamanismus ging dahin, dass Satan selbst den Samen die Trommel geschenkt hatte. In der Trommel wohnten Dämonen, die durch die Schläge in Bewegung gesetzt wurden. Jeder Trommelschlag war somit ein Schlag für Satan in der Hölle, um einen schwedischen Samenmissionar zu zitieren. Während seines teuflischen Schlafes verständigte sich der Zauberer mit dem ihm hörigen Dämon, der auf Grund seiner außergewöhnlichen Einsichten in die Natur und seiner schnellen Fortbewegung in der Lage war, von Ereignissen auf der ganzen Welt zu berichten. Folglich sorgten die Missionare des 17. Jahrhunderts in Lappland dafür, dass die Trommeln verbrannt und die Götzenbilder der Samen zerstört wurden.

Die dritte Form der Zauberei, die den Samen zugeschrieben wurde, trug die Bezeichnung "Gand". Jedenfalls im 16. und am Anfang des 17. Jahrhunderts war der "diabolicus gandus" der Zauber, den Norweger und andere fromme Leute am meisten fürchteten. Die Samen waren in der Lage, ihren schädlichen Gand über weite Strecken zu schicken. Nicht selten kam der Gand mit dem Nordwind und überzog Menschen im fernen Südeuropa mit Krankheiten. Solche Auffassungen wurden von Intellektuellen in Frankreich, England und Dänemark mit großer Überzeugungskraft vertreten. Man stellte sich den Gand als etwas Körperliches vor: Der Autor Olaus Magnus zum Beispiel sah ihn in der Mitte des 16. Jahrhunderts durch kleine Bleipfeile verkörpert. Der nordländische Pfarrer Petter Dass beschrieb am Ende des 17. Jahrhunderts den Gand der Samen als ekelhafte, blaue Fliegen - die Fliegen des Beelzebub. In Rechtsprotokollen aus Finnmark und Nordland finden wir konkrete Beschreibungen und sogar Zeichnungen des Gand - an einer Stelle heißt es, er sehe aus wie eine Maus, die an beiden Enden einen Kopf habe. Die Samen waren also in der Lage, mit Hilfe ihres Gandzaubers Menschen zu vernichten, wie ihnen im Laufe des 17. Jahrhunderts in diversen Zaubereiprozessen in Finnmark vorgeworfen wurde. Auch Hexenprozesse mit Schamanismus als Tatbestand kamen vor, waren aber eher selten.

"Die Lappen sind ein Volksstamm im hohen Norden, die in einem sonst fast unbewohnbaren Teil der Erde leben und ihr Land bestellen ... Sie widmen sich eifrig der Zauberei und sind hervorragende Jäger. Sie haben keinen festen Wohnort, sondern ziehen ständig umher und lassen sich dort nieder, wo sie Wild finden. Auf gekrümmten Skiern fahren sie geschwind über schneebedeckte Höhen."
Saxo Grammaticus (ca. 1150 - ca. 1220)

"Alle in Norwegen sind fromme Christen, abgesehen von denen, die im äußersten Norden am Meer leben. Diese sind heute noch so bewandert in Zauberkünsten und Beschwörungen, dass sie behaupten zu wissen, was ein jeder auf der ganzen Welt unternehme. Indem sie Worte mit Zauberkraft murmeln, ziehen sie große Meerestiere an den Strand."
Adam von Bremen (1044- ca. 1080)

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   © Universitätsbibliothek Tromsö - 1999.
Die Nordlichtroute gehört zu den Kulturpfaden des Europarats. Diese Kulturpfade sind als Einladung an Europäer zu verstehen, ihre gemeinsame Identität zu erwandern und die Orte aufzusuchen, an denen die europäische Einheit, aber auch ihre Vielfalt ihren Ursprung haben.
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