Domen
Domen.
Aquarell von Lilienskiold


Am Einstieg zur Hölle

Gelegentlich wurden die Phatasien über den Einstieg zur Hölle ziemlich konkret. Nachdem der langgezogene Berg Domen zwischen Kiberg und Vardö 1662 als Adresse großer Hexenversammlungen entlarvt worden war, ortete man hier den Einstieg zum Reich Satans. Mehrere Zauberinnen und auch einige ihrer Kinder unter zwölf Jahren konnten 1663 in Verbindung mit einer Reihe von Hexenprozessen von Besuchen in der Hölle berichten. In den Gerichtsprotokollen können wir ausführlich über Frauen und Kinder lesen, die von ihrem Abstieg und dem Aufenthalt in der Wohnung des peinigenden Satans erzählen. Der Höllenfürst hatte es sich nicht nehmen lassen, sie persönlich herumzuführen und ihnen die Beschaffenheit und die Herrlichkeiten des Ortes zu zeigen. Die Hölle sah aus wie ein großes schwarzes Tal, hieß es. Tief unten im Tal lag ein Gewässer. Das Wasser begann zu kochen, nachdem Satan Feuer aus einem Eisenrohr geblasen hatte. Ein zwölfjähriges Mädchen erklärte vor Gericht, Satan habe ein Stück fetten Schinken ins Wasser gehalten, und es sei augenblicklich gar gewesen. In dem Wasser lagen Frauen und Männer, die wie Katzen heulten und jammerten. Satan hatte dem kleinen Mädchen gesagt, auch sie solle in dem Wasser verbrennen als Lohn für ihre Dienste. Teufel und Dämonen verbreiteten sich angeblich über die ganze Welt ausgehend von einer Höhle, die in den Domen führte. Um den Höhleneingang und in unmittelbarer Nähe war die Hexenaktivität besonders groß. Von hier aus entfesselten die Polarmenschen die Naturkräfte und sandten ihren schädlichen Zauber über ganz Europa. Diese Sendungen aus dem Norden konnten beispielsweise als kalte und furchteinflößende Winde erlebt werden, durch die die Hexen fromme Menschen mit Krankheiten überzogen. Im Gefolge der beißenden Nord- und Nordostwinde der Hexen befanden sich Schüttelfrost und rheumatische Entzündungen. Und Drahtzieher des Ganzen war Satan im Norden mit all seiner Wut und Feindseligkeit.

Diese Art Vorstellung gab es im 16. und 17. Jahrhundert sowohl in der Reiseliteratur als auch in der Kartografie, bei Geschichtsschreibern, in ethnografischen Kulturbeschreibungen, bei Diplomaten, in geografischen Werken und in der Dämonologie. Das gesamte 17. und 18. Jahrhundert hindurch waren die Hexen aus Lappland ein beliebtes Motiv der fiktionalen Erzählliteratur. Der Ausdruck "The Lapland witches" ist weltberühmten Autoren wie Daniel Defoe, Henry More, John Milton und Jonathan Swift, um nur einige wenige zu nennen, durchaus geläufig.

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   © Universitätsbibliothek Tromsö - 1999.
Die Nordlichtroute gehört zu den Kulturpfaden des Europarats. Diese Kulturpfade sind als Einladung an Europäer zu verstehen, ihre gemeinsame Identität zu erwandern und die Orte aufzusuchen, an denen die europäische Einheit, aber auch ihre Vielfalt ihren Ursprung haben.
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